Neue Musiktherapeutin am CTK

Ehemalige Kantorin Katharina Schröder betreut nun Patientinnen und Patienten mit einer Hirnschädigung
10.04.2024
Foto (Martin Ender / CTK): Mit verschiedenen Instrumenten wie dem Gong, einer Kalimba oder Touch Bells trainiert Katharina Schröder Patientinnen und Patienten mit einer Hirnschädigung.
Die Musiktherapie wird als nonverbales erlebnisorientiertes Verfahren eingesetzt und durch den Beziehungsaufbau zum Patienten wird an einer Verbesserung von Stimmung und Motivation gearbeitet und somit die Krankheitsverarbeitung unterstützt.

Klinikum statt Kirche: Katharina Schröder ist seit ein paar Wochen die neue Musiktherapeutin am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK). Zuvor war die studierte Kirchenmusikerin aus dem sächsischen Freiberg fast zwölf Jahre lang Kantorin im Pfarrsprengel Lübbenau und Umgebung. Die Orgel und Chöre hat sie nun gegen Stationsdienste und Patienten eingetauscht.

Den Jobwechsel erklärt die 37-Jährige so: „Ich war schon immer interessiert daran, wie Musik auf die Seele, den Körper und den Geist des Menschen wirkt. Zuletzt stellte ich mir die Frage, wie kann ich meine Musikalität in den medizinischen Bereich einbringen?“ Dass Katharina Schröder immer wieder über den Medizinerberuf nachdachte und ihre Mutter Krankenschwester ist, spielte bei ihren Überlegungen für das neue Jobvorhaben auch eine, wenn auch untergeordnete, Rolle, sagt sie.

Ihr neues Wirkungsfeld hat sie auf der neurologischen Frührehabilitation im CTK gefunden. Dort befinden sich rund 20 Patientinnen und Patienten, die eine Schädigung des Gehirns erfahren haben – beispielsweise durch einen Unfall, eine Sepsis oder eine Durchblutungsstörung. Ihre derzeitige Patientenklientel ist in der Regel zwischen 40 und 90 Jahren alt und recht komplex. „Sie alle kommen aus einem unterschiedlichen sozialen Umfeld und bringen unterschiedliche Diagnosen mit. Manch einer kommt auch aus einem anderen Kulturkreis“, so Katharina Schröder.

Herausfordernd sei der neue Klinikalltag für sie. Berührungsängste hat sie aber keine. „Ich bin in der Rolle, Lebensqualität zurückzugeben“, sagt die ehemalige Kantorin. So vermittelt sie mit ihren Musikinstrumenten oder Gesangseinlagen bei der Einzel- oder Gruppentherapie Wohlbefinden und gibt den zu Behandelnden über mehrere Monate hinweg wieder eine Perspektive.

Verfolgt wird ein ganzheitlicher und interdisziplinärer Therapieansatz – in Zusammenarbeit mit der Logo-, Ergo- oder Physiotherapie, den Ärzten und Schwestern der Station. Die Musiktherapie wird auch auf der Palliativstation angeboten und soll mittelfristig auf andere Stationen ausgeweitet werden.

„Die Arbeit gestaltet sich unter anderem mit Menschen mit Erkrankungen oder Schädigungen des zentralen oder peripheren Nervensystems. Die Musiktherapie wird dabei als nonverbales erlebnisorientiertes Verfahren eingesetzt. Durch den Beziehungsaufbau zum Patienten wird an einer Verbesserung von Stimmung und Motivation gearbeitet und somit die Krankheitsverarbeitung unterstützt“, sagt sie.

Dabei wird viel gesungen, Volkslieder stehen hoch im Kurs, hin und wieder darf es aber auch mal Heavy Metal aus der Musikbox sein, so die 37-Jährige.

„Es geht natürlich um die individuellen Bedürfnisse der Patienten und das Reanimieren von Fähigkeiten, die verschüttet gegangen sind“, erläutert die Musiktherapeutin. Unsicherheiten will sie ihren Patientinnen und Patienten nehmen durch regelmäßige Wiederholungen von vorgetragenen Musikstücken, einfachen Tönen oder dem Einsatz der Ocean Drum, die den Klang von Meeresrauschen erzeugt. Katharina Schröder lernt dabei viel von ihrer Mentorin, Jiyoung Baek, seit Januar 2023 ebenfalls Musiktherapeutin im Dienste des CTK.

Ihre Patientinnen und Patienten machen bei den Übungen aktiv mit, sofern die motorischen Fähigkeiten weiterhin oder wieder verfügbar sind. Atmung, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit werden immer wieder aufs Neue kontrolliert. Auch Entspannungselemente setzt Katharina Schröder ein, ruft Erinnerungen wach, holt die schönen Momente hervor. Gedankenreisen zur Krankheitsbewältigung.